IGAAP-Bericht Nr. 3
Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den dritten IGAAP-Bericht, der Beiträge zur wissenschaftlichen UFO-Forschung enthält. Bei der IGAAP (www.igaap-de.org) handelt es sich um die „Interdisziplinäre Gesellschaft zur Analyse anomaler Phänomene e.V.“, die 2014 aus der MUFON-CES e.V. hervorgegangen ist und von dem bekannten UFO-Forscher Illobrand von Ludwiger geleitet wird.
Fast die Hälfte des Bandes besteht aus einem von M.F.A. Frank J. Schäpel zusammengestellten »UFO-Sichtungskatalog des nordwestdeutschen Raumes«. Er enthält 478 dokumentierte Fälle, die bis in das Jahr 2014 gehen und den Klassen „A (unidentifizierte Flugkörper mit festen Strukturen), B (kugelförmige Lichter oder irreguläre leuchtende Massen, die keine nennenswerten physikalischen Wirkungen auf die Umgebung ausüben und meistens nachts gesehen werden) und C (paranormale Lichterscheinungen und/oder Geschehnisse, die an besonderen Orten (meist religiösen Zentren) und in der Umgebung von Personen mit paranormalen Fähigkeiten auftreten)“ zuzuordnen sind. In diesen Katalog hat Schäpel auch einige interessante GEP-Fälle aufgenommen, die bei uns ungeklärt sind oder die wir mit „Ungenügende Daten“ abgeschlossen haben.
Der Katalog ist chronologisch gegliedert. Zu jedem Fall werden die Charakteristika und Eigenschaften des Beobachteten mit etwas unübersichtlichen Klassifikationen, Kategorien und Abkürzungen versehen, die immer wieder einen Blick zurück in die Legende erforderlich machen. Aber anders hätte ein solcher Katalog wohl auch nicht umgesetzt werden können. Um die geografische Verteilung der UFO-Fälle zu zeigen, liegt dem Band eine ausfaltbare Karte des nordwestdeutschen Raums bei, die es in dieser Form wohl in Deutschland noch nie gegeben hat. Tatsächlich zeigen sich einige Ballungsgebiete, in denen die entsprechenden Fälle vermehrt registriert worden sind.
In seiner Einführung zu dem Katalog weist Schäpel auf viele grundsätzliche Probleme hin, die sich bei der Umsetzung seines Projekts gezeigt haben. So ist die Quellenlage zu vielen Fällen ungenügend und manche Fälle sind aufgrund ihrer Komplexität schlecht mit ein paar Kategorien abzubilden. Wichtig war es Schäpel, sein Vorgehen und die Quellenlage möglichst offen und transparent zu machen, damit „sich jeder Leser selbst ein Urteil zu ihm fragwürdig erscheinenden Fällen oder Einordnungen bilden“ kann.
Einige Einschränkungen machen deutlich, dass der Katalog nicht vollständig alle registrierten ungeklärten Fälle bis 2014 abbilden kann. Aber er zeigt die Vielfalt der Fälle und vor allem auch, dass es in Deutschland viele ungeklärte, interessante und spannende Fälle gibt, die ein existierendes UFO-Phänomen in Deutschland belegen. Mehr aber auch nicht…
Über den Nutzen solcher Kataloge kann man sich streiten. Aber wie will man sonst einen Überblick über interessante UFO-Vorfälle in einem Buch darstellen? Ich denke, dass hier Frank J. Schäpel einen brauchbaren Weg gefunden hat und uns über das umfangreiche Quellenverzeichnis eine tiefergehende Einsicht in die Fälle möglich ist.
Im folgenden Beitrag »Über die möglichen Absichten der Insassen von UFOs« können wir erkennen, dass der bekannte UFO-Forscher Illobrand von Ludwiger nicht mehr ergebnisoffen das UFO-Phänomen erforscht, sondern dass er bereits zu einem Ergebnis gekommen ist, dass sich fest in sein ufologisches Weltbild eingebrannt hat. Für ihn ist es ein Fakt und zweifelsfrei bewiesen, dass UFO-Phänomene auf außerirdische Besucher zurückzuführen sind. Und wer nicht dieselbe Erkenntnis erlangt hat, der hat sich einfach nicht ausreichend informiert. Das hat für mich schon fast ideologische Züge.
Also während wir Uninformierten noch wertfrei, neutral, ergebnisoffen und intersubjektiv vorgehen und die Gültigkeit von UFO-Theorien und -Hypothesen anhand empirischer Erfahrungstatsachen überprüfen[1] oder überhaupt erst einmal versuchen solche zu formulieren, sieht sich von Ludwiger bereits von Außerirdischen umgeben. Da muss man natürlich nicht mehr über die Möglichkeit ihrer Anwesenheit diskutieren, sondern eher über ihre Absichten. Was wollen sie hier auf unserem blauen Planeten? Von Ludwiger hat erkannt, dass die Insassen von UFOs „tunlichst jede Information über sich selbst vermeiden und bemüht sind, ihre Handlungen vor uns geheim zu halten.“ Warum sie dann nicht auch ihre Fluggeräte vernünftig tarnen, so dass sie auffällig am Himmel zu sehen sind, bleibt dann wohl ein Rätsel.
Für den in letzter Zeit häufig verwendeten UAP-Begriff hat von Ludwiger auch eine eigene Definition. Es handelt sich hierbei um Lichter, die von „medial begabten Menschen“, z. B. Billy Meier, erzeugt werden oder durch Konzentrationsübungen herbeimeditiert werden können, wie es z. B. Dr. Steven Greer mit seinem CE-5-Protokoll lehrt. Lese ich das wirklich? Von Meier und von Greer? Puh… Bei den UAPs, die laut von Ludwiger auch als Irrlichter oder in den USA als Orbs bekannt sind, handelt es sich um reine Energieformen, also um keine Transportmittel, sprich bemannte Flugkörper.
Im Folgenden wird deutlich, dass von Ludwiger praktisch fast allen UFO-Berichten Glauben schenkt, sie als Fakt betrachtet und diese gar nicht mehr kritisch hinterfragt. Denn einen einzelnen Bericht kann man anzweifeln, aber nicht eine Vielzahl gleichlautender Berichte. Das heißt für mich, wenn zahlreiche Betroffene von einem nächtlichen Besuch Außerirdischer im typischen Grey-Aussehen berichten (Bedroom-Visitor), dann wird nicht mehr nach einer gemeinsamen psychologischen Ursache gesucht, sondern die Erzählungen werden zu Tatsachen und die Betroffenen wurden tatsächlich von Außerirdischen heimgesucht.
Von Ludwiger beschreibt ja im Wesentlichen das erforderliche Vorgehen bei der Untersuchung des UFO-Phänomens und ja, auch seine Kritik in Richtung bestimmter Skeptiker ist sicherlich berechtigt. Aber letzteres kann man nicht einfach über einen Kamm scheren und welche Skeptiker sind hier genau gemeint? Entscheidet von Ludwiger, wer dieser Kategorie zuzuordnen ist? Die GEP hat er ja bereits in diese Schublade gesteckt, aber gerade wir entsprechen nicht seinem Vorwurf, „so gut wie keine wissenschaftlichen Quellen“ zu zitieren. Das kann man ebenso gut auch den UFO-Befürwortern vorwerfen. Man muss m. E. das Ganze also differenzierter sehen und nicht »Hier sind die Guten, die informierten UFO-Forscher und hier sind die Bösen, die uninformierten Skeptiker«.
Dass von Ludwiger irgendwie den kritischen Blick auf das UFO-Phänomen verloren hat, wird auch in den folgenden Kapitel erkennbar. Alle halbwegs etwas ausführlich dokumentierten Fälle werden zu alle möglichen Annahmen als Beleg herangezogen. Da finden sich Fälle, die seiner Ansicht nach belegen, dass UFOs Zeitreisen beherrschen, dass uns eine Vielzahl an außerirdischen Rassen von verschiedenen Planeten besuchen, einschließlich Reptiloide, dass UFO-Insassen aus „Raum-Zeit-Projektoren“ entsteigen usw. Zu jeder noch so absurden Annahme findet von Ludwiger entsprechende Belegfälle. Die Fülle unterschiedlicher Fälle, in denen vermeintliche Außerirdische verschiedene Handlungen vollziehen, führt dann dazu, dass von Ludwiger zu den Handlungen passende Beweggründe der Außerirdischen konstruiert. Daraufhin kommt er zu dem Schluss, dass wir gegenwärtig von verschiedenen außerirdischen Rassen besucht werden, die „in wechselnden Zusammensetzungen im Innern von UFOs gemeinsam zusammenarbeiten“, darunter große Graue, kleine Graue, menschenähnliche Wesen, Reptiloide, Insektoide usw.
Es ist schon absonderlich, wie von Ludwiger hier argumentiert. Das geht soweit, dass er glaubt, dass Entführungen am 1. April ausgeführt werden, damit niemand anschließend das bizarre Geschehen glaubt oder dass Außerirdische mit riesigen roten kugelförmigen Fluggeräten bevorzugt zur Silvesternacht fliegen (Himmelslaternen) oder dass sie sich hinter einem Re-Entry einer russischen Raumsonde verstecken. Wie kann man das als Leser nur ernst nehmen und wie weit soll dieser Unsinn noch gehen?
Zu den Men-in-Black-Berichten weiß er, dass es sich hier um menschliche Alien-Helfer handelt, die früher UFO-Zeugen unter Druck setzten und Beweismaterial wie Fotos u. a. vernichteten, um die Anwesenheit Außerirdischer zu verschleiern. Heute sei das nicht mehr notwendig, weil die Außerirdischen inzwischen erkannt hätten, dass man den UFO-Berichten und dem Bildmaterial eh keinen Glauben schenkt. Daher gäbe es auch heute keine Men-in-Black-Berichte mehr.
In den nächsten Kapiteln und Sachabschnitten zitiert von Ludwiger zwar interessante Fälle, nutzt sie aber wieder, um über die Motive der Außerirdischen und den Zweck ihrer Aktivitäten zu spekulieren. Aber so ganz konsistent sind die Handlungen nicht. Mal wird den Zeugen Schaden zugeführt, dann wieder finden „zufällige und absichtliche Heilungen an Einzelpersonen“ statt.
Auch wenn die Außerirdischen überall aktiv sind und deren Handlungen von Zeugen beschrieben werden, gibt es nach von Ludwiger ein „universelles galaktisches Gesetz“, dass „direkte Eingriffe in die Evolution eines fremden Planeten“, in diesem Fall in die der Erde, verhindert. Also werden wir Menschen von den Außerirdischen so beeinflusst, dass wir „die Ziele der Aliens ausführen, in der Annahme, dass dies aufgrund“ unserer „eigenen Entscheidung“ erfolgt. Von Ludwiger spricht hier den Umweltschutz an, denn unsere Erde soll für die Außerirdischen, die ihn inzwischen als ihren Lebensraum ansehen, sauber bleiben.
Da die Außerirdischen beim Versuch im Umweltschutz mit Regierungsvertretern zusammenzuarbeiten scheiterten, werden nun einzelne Menschen entführt und „ganz individuell auf die Notwendigkeit des Umweltschutzes aufmerksam“ gemacht. Natürlich hat von Ludwiger auch dafür bestätigende UFO-Berichte gefunden und vermutet, dass es sich bei den wichtigsten entführten Personen wahrscheinlich um „Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft“ gehandelt hat.
Tja… so kann man sich die Realität auch zurechtbiegen.
Damit leitet der Autor zu einem Kapitel über, dass „die irdische Klimakatastrophe als Bedrohung für Menschen und UFO-Insassen“ betrifft. Die folgenden Abschnitte habe ich dann überblättert, weil uns deren Inhalte auch tagtäglich in den Medien begegnen. Ja! Wir müssen etwas gegen die Änderung des Klimas unternehmen und mehr auf unsere Umwelt achten. Wir sollten allerdings nicht dabei auf die Unterstützung von Außerirdischen hoffen.
Zum Schluss kommt der Autor auf einen Menschen zu sprechen, dessen Behauptungen ihn wohl sehr beeindruckt haben: Jim Sparks. Sparks will zahlreiche Entführungen erlebt haben und kann sich bewusst, ohne Hypnose, an das jeweilige Geschehen erinnern, er habe „einen regelrechten Unterricht erhalten, um die Denkweise der UFO-Insassen zu lernen.“ Und dessen Erkenntnisse spiegeln sich auch im Weltbild von Illobrand von Ludwiger wider. Wichtigste Erkenntnis: „mit Menschen haben sie im Allgemeinen kein Mitleid.“ Wenn sie also genug Menschen entführt haben, um uns Genmaterial abzuzapfen und eine ausreichende Menge an Alien-Hybriden erzeugt haben, geht es vielleicht in die nächste Phase: Abwarten, bis die Menschen an der Klimakatastrophe untergehen und Übernahme der Erde durch umweltangepasste Alien-Hybride.
Beim Lesen des Beitrages kam in mir das Gefühl auf, dass Illobrand von Ludwiger jegliches kritisches Denken verloren hat und er nun zwanghaft bemüht ist, sein festgefahrenes ufologisches Weltbild und seine unverrückbaren Hypothesen mit Fallbeispielen und zweifelhaften Behauptungen anderer zu belegen.
Das Buch endet mit einem Beitrag von Michael A. Landwehr, der uns die »Möglichkeiten des Reisens in einem 6-dimensionalen Universum« nahe bringt. Schon in seinen Vorbemerkungen macht er deutlich, dass er sich mit diesem Aufsatz in den „Bereich der spekulativen Physik“ begibt. Aber da in der 6-dimensionalen Physik nach Burkhard Heim Phänomene möglich sind, die sowohl bei UFO-Phänomenen aufgetreten sein sollen als auch bei paranormalen Ereignissen, geht er davon aus, dass Heims Theorie durchaus im Bereich des Möglichen anzusiedeln ist.
Michael L. Landwehr stellt sich anschließend der Frage, wie ein hypothetischer Raumfahrer in einem 6-dimensionalen Universum navigieren müsste, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Denn die Navigation würde sich von der bekannten im 3-dimensionalen Raum erheblich unterscheiden. Es wird kein Zielort wie in einem Navigationsgerät ausgewählt, sondern man würde verschiedene bekannte „Muster in den Transdimensionen“ wählen, die am ehesten mit dem Zielort übereinstimmen. Man begibt sich dann nicht mehr im üblichen Sinne auf eine Reise, sondern das »Raumschiff« wird zeit- und weglos ortsversetzt bzw. zum Zielort projiziert. Zur Umsetzung dieses abstrakten Konzepts wäre eine Technik erforderlich, die die von Illobrand von Ludwiger formulierte Projektor-Theorie technisch möglich machen soll. Diese ist jedoch so fernab von unserer herkömmlichen Technik, dass Sie und ich deren Realisierung auf jeden Fall nicht mehr erleben werden.
Fazit: Der IGAAP-Bericht hat Höhen und Schwächen, wobei m. E. die Schwächen weit überwiegen. Insbesondere verhindert der meiner Ansicht nach höchst spekulative Beitrag von Illobrand von Ludwiger und dessen auf mich grotesk wirkendes ufologisches Weltbild jeden wissenschaftlichen Ansatz zur Erforschung des UFO-Phänomens.
Hans-Werner Peiniger ∗ ∗ ∗ ∗ ∗
365 Seiten, broschiert, ill., ISBN 978-3982038117, 28,00 (zzgl. Porto)
IGAAP e.V.
www.igaap-de.org
83620 Feldkirchen-Westerham, 2020
Quelle: JUFOF Nr. 256, 4/2021: 118 ff
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ideologie