Andreas Bree: Unidentifizierte Luftraum-Phänomene von der Antike bis zur frühen Neuzeit

Band 1


Man darf sich angenehm überraschen lassen. Und dann wieder ärgern. Denn der Autor dieses Buchs hat sehr intensiv nachgeforscht und dann ganz zielorientiert und nicht ergebnisoffen gedacht. Er wollte UFOs, er bekam UFOs.

Die Interpretation

Das Buch beginnt mit der Feststellung, dass UFOs existieren, und beschreibt sie dann in drei Kategorien: strukturierte Objekte – Raumschiffe – Leuchtkugeln – physikalische Phänomene. Die gemeldeten Phänomene können, so Bree, vier Lösungen zugeordnet werden: A) Raumschiffe, B) natürlicher Ursprung, C) bekanntes Naturphänomen oder fiktiver Bericht, D) ungenügende Daten.

Da ist kaum Platz für Komplexität, die man braucht, wenn man mit alten Quellen umgeht, die weder unseren heutigen Begriff der Trennung von Realität und Imagination kennen noch die Authentizität des Berichtens.

Das Buch (der erste von mindestens zwei geplanten Bänden) umfasst Berichte aus der Antike und dem Mittelalter bis zur frühen Neuzeit.

Der Kenntnisstand zu den soziologischen und historischen Umständen, unter denen die von ihm untersuchten Berichte entstanden, ist beim Autor gering. Er macht vor allem vier Fehler:

Er begreift den Rückgriff der Renaissance auf die Antike nicht. In der Renaissance griff man auf antike Texte zurück, um die Echtheit eines Ereignisses zu belegen. Kurz und knapp: Gab es keinen antiken Vorgänger, wurde nicht berichtet, und ereignete sich etwas, wurde das an antike Texte angeglichen. Die erste Beschreibung einer Seeschlange in Norwegen durch Olaus Magnus 1555 ist z.B. eine fast wortidentische Kopie eines Abschnitts aus Vergils Aeneis. Ähnlich ist das bei einem „UFO“ (einem feurigen Fass, das landet und dann wieder in den Himmel steigt), das 1344 bei Feldkirch gemeldet wurde (S. 68) Es entspricht haargenau einem aus der Antike bekannten Vorfall, was Bree jedoch nicht als auffällig bewertet, sondern als Bestätigung: „Was aber noch wichtiger ist, es gibt deutliche Parallelen zu dem Ereignis bei Otryae im Jahr 73 v. Chr. … Von einem Zufall kann man hier kaum sprechen. Vielmehr ist in beiden Fällen das Wirken fremder intelligenter Wesen zu vermuten.“ (S. 73f) Und als das antike Vorbild erneut abgeschrieben wird (1576 in Rom), gilt das wieder als Bestätigung für einen echten Bericht statt als Hinweis auf ein Zitat (S. 117).

Bree hält Flugblätter für Journalismus, doch das waren sie nicht. Ein Großteil von Brees Quellentexte sind Flugblätter, deren Funktion der Autor nicht versteht – es handelt sich um Predigten, moralische Traktate, die stets durch ein (oft genug erfundenes) sensationelles Ereignis eingeleitet werden. Was uns daran heute interessiert – das Himmelsphänomen – interessierte die Autoren nicht. Das Phänomen musste genau auf die moralische Botschaft zugeschnitten sein, und darum gibt es Heere und Drachen und Löwen und zu Zeiten der Reformation vor allem Kreuze und Kruzifixe im Himmel, nicht, weil dort etwas zu sehen war (ab und an, aber nicht verlässlich, können sich die Berichte auf echte Himmelsphänomene wie Kometen, Meteoriten oder Nebensonnen beziehen, meist aber wurden die Phänomene erfunden oder aus anderen Flugblättern kopiert). Bree schreibt den alten Autoren auch eine Präzision zu, die diese nicht hatten, weil es ihnen nicht um das Wunder ging (das musste vor allem sensationell sein, um Leser anzulocken), sondern um die Botschaft. Die zu den Wundern abgedruckten Predigten vernachlässigt Bree völlig.

Er liest die Texte zudem subjektiv. Kommt in einem Bericht über ein Himmelsheer ein Stern vor, ist das für ihn ein UFO. Die Armeen oder Schiffe am Himmel sind dann – wie bei Fiebag – bewusste Projektionen, um die Menschen zu verwirren oder zu belehren. Was wie ein modernes UFO wirkt, ist echt, was nicht, Gaukelei. Auf S. 108 lesen wir zahllose Wunder, marschierende Soldaten und Drachen über dem Himmel der Niederlande, doch Bree interessiert sich nur für ein einziges dieser Phänomene, weil es nämlich seiner Idee eines UFOs gleicht: „Der Schlüssel zur Lösung ist das graue tellerförmige Objekt am Beginn des Ereignisses. Es entspricht vom Aussehen her einem scheibenförmigen UFO. […] Damit haben wir auch eine Erklärung für die phantomartigen Erscheinungen. Es waren fremde intelligente Wesen, die damals ein Schauspiel über Krieg (und Frieden?) am Himmel inszeniert haben.“

Die Inhalte der Flugblätter sind oft frei erfunden. Bree bemerkt zumindest, dass diese Bilder und Texte unzuverlässig sind, das hält ihn aber nicht davon ab, sie wie moderne Laborberichte zu lesen. „In Leipzig wurde 1665 ein Flugblatt hergestellt, das Punkt für Punkt (A-P) die einzelnen Phasen des Ereignisses illustriert. Dabei wurde ein älteres Panorama der Stadt Stralsund verwendet. Die Nikolai-Kirche hat hier nämlich noch ihre beiden gotischen Kirchturmspitzen. Diese waren aber am 15./16. April 1662 einem Feuer zum Opfer gefallen.“ (S. 113)

Bei der Himmelsarmee über Sönderborg, Dänemark, stellt er fest (S. 124): „Das Ereignis hat sich vermutlich, wie das Datum 16.02. in ‚Gregor Wintermonats Ordentlicher Postzeitung‘ nahelegt, Mitte Februar oder kurz davor zugetragen. Den besagten Monat nennt auch ein zeitgenössisches Flugblatt. Merkwürdig ist nur, dass der Bericht aus dem nicht weit entfernten Hamburg erst vom 16. März stammen soll.“ Daten und Abbildungen sind also unzuverlässig, dennoch gilt jedes Detail als echt.

Viele der Himmelsheere beruhen auf fantasievollen Darstellungen von Nordlichtern. Das mag Bree nicht sehen – und er argumentiert pseudonaturalistisch. Es könne kein Nordlicht gewesen sein, weil das Phänomen nicht im Norden und zudem über einer Stadt erscheinen sei, in nächster Nähe. So, als gäbe es keine Beobachtungsunschärfen und vor allem – als wären die Texte der Flugblätter echte Augenzeugenberichte. Das aber trifft ja gerade nicht zu: Etwas, was angeblich anderswo geschehen war, wurde mit geändertem Datum und Erscheinungsort ein weiteres Mal berichtet (so kommt es, dass solche Blätter Vulkanausbrüche im Schwarzwald melden, wobei die Texte praktisch aus Flugblättern über den Vesuv übernommen wurden. Die Phänomene sind Klischees, keine Realitäten. Der Autor wählte frei unter ihnen aus.)

Argumente gegen den Ursprung der Texte in Nordlicht-Beobachtungen findet Bree viele: In Worms 1493 (S. 87) wurde z.B. berichtet, dass Häuser in Flammen standen, auch anno 1554 (S. 99) wird gemeldet, dass „es den Anschein hatte, als würde die ganze Stadt in Feuer stehen“, was nach Bree für ein Phänomen in Erdnähe spricht. Auch typische konventionelle Beschreibungen für Nordlichter, z.B. „leuchtende Säulen“, „Rauch“, „löste sich auf“, werden nicht konventionell, sondern anomal gedeutet. Dazu in einem eigenen Abschnitt mehr.

Bree hält für bedeutungsvoll, was ganz anders zu deuten ist. Über ein Lichtphänomen über dem Vatikan meint er (S. 82): „Vor allem aber spricht der Ort der Sichtung für das Wirken fremder intelligenter Wesen. Es kann kaum ein Zufall sein, dass die UAPs gerade über dem sehr kleinen Gebiet des Vatikans gesehen wurden, dem religiösen Mittelpunkt des damaligen christlichen Europa.“ Nun, auch der Mond scheint über dem Vatikan, ohne dass es damit eine besondere Bewandtnis hätte – wenn aber Himmelsphänomene für irdische Leser religiöse Botschaften transportieren, dann ist der Ort nicht schlecht gewählt.

Am Ende wird die Mehrzahl der besprochenen Phänomene zum UFO. Das, was ursprünglich gemeldet wurde, wird seiner eigentlichen Bedeutung beraubt. Im Falle des „UFOs“ der Sigiburg – der Triumph des Christentums über das Heidentum – weist Bree auf zahlreiche voneinander abweichende Versionen der sagenhaften Erzählung hin, kommt aber doch zum Schluss, dass es ein UFO gewesen sein muss. (S. 64) Aus Prag führt er einen Bericht von 1571 über einen Spuk an, bei dem kopflose Männer mit einer Kutsche gesehen wurden (dasselbe wurde 1629–1630 in Mailand zum Einzug der Pest aufgeschrieben und von Alessandro Manzoni literarisch verarbeitet). Bei einem Gespenst ist der Ufo-Bezug zwar äußerst unklar, doch er meint: „Das Auftreten von phantomartigen Erscheinungen in Verbindung mit einem UAP dieser Form sollte angesichts der Ereignisse in Thüringen und Breslau nicht mehr allzu sehr überraschen. Es zeigt, dass damals fremde intelligente Wesen aktiv waren.“ Das heißt – weil der Autor bereits einmal Gespenster als UFOs gedeutet hat, rechtfertigt das für ihn eine zweite und eine dritte derartige Interpretation. 1614 werden über Chur Kreuze gesehen und Schreie gehört: „Wehe! Wehe!“ – auch das kann in seiner Deutung  nur ein UFO gewesen sein, das ein Schauspiel am Himmel veranstaltete. (S. 135) Dass 1614 Chur als eine der katholischen Gegenden vom Protestantismus bedrängt war, es hektische katholische Aktivitäten gab und man allgemein glaubte, der Teufel vernichte die Kirche – kann das nicht wenigstens etwas in die Erstellung des Wunderzeichens eingewirkt haben? Überhaupt zeigt sich, dass Bree das geschichtliche Umfeld, in das die von ihm angeführten Wunderzeichen eingebettet sind, in jedem Fall ignoriert. Ich nehme auch an, dass man Geisterheere deshalb berichtete, weil man etwas Spektakuläres melden wollte und nicht einfach nur einen Stern. Bree versteht in praktisch keinem Fall, warum ein Text geschrieben und weiterverbreitet wurde.

Wie absurd dieser unbedingte Drang zum Glauben an UFOs sein kann, verrät z.B. ein Kommentar auf S. 154: „Wir haben es angesichts mehrerer unterschiedlicher Berichte und ihres komplexen Inhaltes sicherlich nicht mit einer erfundenen Geschichte zu tun. Gegen die Annahme, dass sich die Augenzeugen alles nur eingebildet haben, sprechen u.a. folgende Punkte: Die phantomartigen Erscheinungen waren zu vielfältig und zu viele in einem kurzen Zeitraum, um auf Imagination oder Sinnestäuschung zu beruhen. […] Wenn aber die phantomartigen Erscheinungen keine Produkte der menschlichen Psyche gewesen sind, dann müssen sie künstlich geschaffen worden sein.“

Also: Weil die Geschichte von „Star Wars“ extrem komplex ist, muss sie sich wirklich ereignet haben. Man darf eben die alten Berichte nicht nur mit modernen UFO-Geschichten vergleichen, sondern mit anderen alten und zur gleichen Zeit entstandenen Berichten, die ähnliche Worte verwenden, und man muss nachsehen, in welchem Kontext sie erzählt wurden.

Das Buch ist von einer Leichtgläubigkeit, dass selbst das einzige angeführte UFO-Foto längst als unzuverlässig entlarvt ist (S. 156, „Solid Lights“ nahe Albiosc (Var, Frankreich)“.[1]

Auch die empfohlene Literatur (S. 177) enthält nur einseitige ufologische Literatur, keinerlei auch nur von kritischen Einwänden getrübtes Buch – vor allem keines, dass sich aus historischer Perspektive mit Himmelszeichen der frühen Neuzeit beschäftigt. Demnach ist die Folgerung, hier sei etwas über UFOs bewiesen worden, reichlich verwegen: „Das alles schließt die Möglichkeit aus, dass es sich bei ihnen um Produkte der menschlichen Psyche gehandelt hat. […] Sie waren Produkte fremder intelligenter Wesen!“ (S. 172)


Kleiner Exkurs: Alte Nordlichtberichte

Angeblich können seltsame Lichterscheinungen, die Säulen, Balken, Tierbilder, Kronen und Sterne bilden, die im Osten oder Westen erscheinen und ganz in der Nähe der Beobachter wahrgenommen werden, nicht mit einem Nordlicht erklärt werden, so Bree. Ganz unabhängig von der Funktion der Flugblätter, die er völlig verkennt – stimmt denn wenigstens diese Aussage?

Betrachten wir einfach chronologisch, wie Laien über Nordlichter geschrieben haben, anhand von Presseberichten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Dort finden wir – ich nehme das vorweg – fast alle angeblich exotischen Charakteristika auch der frühneuzeitlichen Berichte (die dennoch nicht auf reale Erscheinungen zurückgehen müssen):

  • Es waren zahlreiche und weiße parallele Säulen, „welche an 30 Fuß hoch über den Horizont emporstiegen“ (Kölnische Zeitung, 23.5.1839)
  • Es waren „an einigen Stellen des nördlichen Himmels blaßrothe Erscheinungen sichtbar […]. Ungefähr 4 Uhr 30 Min. erschienen zwei Strahlen oder Säulen“. (Dresdner Tageblatt, 2.2.1848)
  • „eine schwarze Wolkenwand [war] segmentartig gelagert, auf welche eine lichtere Wolkenpartie von gelblich grauem Licht aufgesetzt war. […] Aus dieser Basis traten mit kleinen Unterbrechungen senkrecht aufsteigend Lichtsäulen auf, in der Tiefe mehr bläulich weiß, nach oben mehr blaßröthlich gefärbt, von denen zwei die Höhe von etwa 48 Grad erreichten. Die eine, fast im astronomischen Norden liegend, kam aus dem Sternbilde des Löwen, […] Die zweite Säule, fast von gleicher Form, erschien später mehr östlich, und zwar in der Nähe der Capelle im Fuhrmann. Die Breite beider Säulen mag etwa 2 bis 3 Grad an der Basis betragen haben. Zwischen diesen beiden Säulen traten wechselnd mehrere kleine auf. Nach Westen hin erschien einmal gegen 10 Uhr eine röthliche Lichtanhäufung im Stern-bilde der Krone, ohne eine Verbindung mit dem Horizont zu haben.“ (Kölnische Zeitung, 26.9.1859)
  • „Ein blutrother Schein, den man im ersten Augenblicke für den Reflex eines bedeutenden Brandes halten konnte, zog gestern Abend nach 11 Uhr an unserem nordwestlichen Horizonte auf, […] es bildeten sich so zu sagen selbständige herrliche Lichtsäulen, die oft die höchste Purpurgluth annahmen und von W.N.W. gegen N.O. sich ausdehnten, oft in raschem Wechsel hinschießend und einander drängend und zu garbenförmigen Büscheln sich vereinigend, bis sie schließlich fast drei Viertel des klaren Sternenhimmels einnahmen und ihn mit herrlicher Gluth anhauchten. [In Krefeld:] Wahrlich, eine unendlich imposante, prachtvolle Erscheinung, und um so interessanter, als diesmal die von W.N.W. bis N.O. sich entwickelnden Strahlen sich concentrisch am südlichen Himmel vereinigten. Die höchste Gluth zeigten die nordwestlichen, äußerst breiten Strahlen, behaupteten auch diese Seite, da sich im N.O. hauptsächlich die hellen, mondscheinfarbenen ausbreiteten. Einzelne von Südosten her schießende Sternschnuppen wurden während der Dauer dieses herrlichen Schauspieles auch ebenfalls beobachtet. [In Münster:] Eine vollständige Strahlenkrone, nirgends durch eine Lücke unterbrochen, bedeckte den ganzen Nordhimmel. Auf der Nord-westseite flammten die in einander übergehenden Strahlen in prächtigem Scharlach. Auf der Nordostseite dagegen zitterten in ziemlich heftiger Bewegung scharf abgetheilte dunkle und helle Strahlenbündel, dort verdunkelte sich der Schein und ging langsam in dasselbe prächtige Scharlach über […] bis plötzlich aus der Mitte eine helle Strahlengarbe bis zum höchsten Zenith aufschoß.“ (Kölnische Zeitung, 15.5.1869)
  • „Bemerkt wurde um 8 Uhr im Nordwesten eine röthliche aufsteigende Säule, später bildeten sich mehr oder weniger helle, weißliche, leuchtende Flecken“. (Norddeutsche allgemeine Zeitung, 5.10.1882)
  • „Um etwa 0.48 Uhr erfolgte innerhalb weniger Minuten eine Teilung der Erscheinung in zwei Gruppen von violett-roter Färbung, die im Nordwesten und Nordosten lagen. Aus beiden Gruppen schossen zahlreiche Strahlen von intensiver grüner Färbung hervor, die bis-weilen über den Zenit hinausreichten.“ (Riesaer Tageblatt und Anzeiger, 12.5.1938)

Und wie steht es mit der Vorstellung, das Nordlicht sei ein Brand ganz in der Nähe?

  • „Die Helle am Himmel war so bedeutend, daß unsere Feuerwehr alarmirt wurde und ausrückte, weil man glaubte, es sei in der unmittelbarsten Nähe Brand ausgebrochen. Gestern Abends 9 Uhr zeigte der Himmel im Norden gewaltige Feuergarben, dergestalt, daß man von vielen Seiten behauptete, Herdecke, Wetter oder eine noch weiter entlegene Ortschaft stehe in Flammen; so viel sich aber muthmaßen ließ, entstammten die Feuergarben, die über eine halbe Stunde anhielten, eher einer Himmels-Erscheinung, und zwar einem Nordlichte.“ (Kölnische Zeitung, 13.3.1861)
  • „In Valjevo rückte die Feuerwehr aus, um das Nordlicht zu löschen. Das wollten die Feuerwehren auch an andern Orten besorgen.“ (Kölnische Zeitung, 27.1.1938)

Da dem Großteil der in diesem Buch gesammelten Flugblätter solche Nordlichter-Beschreibungen zugrunde liegen, und zwar genau so, wie man eben Nordlichter beschreibt, ist die UFO-Interpretation hinfällig. Ähnlich könnte man mit allen anderen aufgeführten Beobachtungen vorgehen – mit eben der Einschränkung, dass viele dieser Flugblätter keine realen Ereignisse beschreiben, sondern frühere Texte zitieren und ausschmücken, damit sie der religiösen Intention des Verfassers besser entgegenkommen.


Die Aufbereitung der Quellen

Hier strahlt das Buch – und ist mustergültig. Es ist Andreas Brees großes Verdienst, die in der UFO-Literatur verstreuten Berichte aufgespürt und hier gebündelt zu haben (da Dutzende Berichte z.B. aus Schedels Weltchronik oder aus Standardwerken über Flugblätter fehlen, nehme ich an, dass er zum größten Teil nur die UFO-Literatur untersucht hat und nicht die Quellen, die Historiker nutzen).

Hier ist er sehr genau und detailfreudig – aber auch gut informiert. Von den Fällen, die er anführt, hat er wirklich eine große Zahl von Varianten gefunden, die er oft im Original zitiert. Er geht dabei den Quellen und Nachwirkungen der Himmelszeichen nach, z.B. bis zu ihrem Auftauchen in einem Stück von Shakespeare. Das ist mustergültig.

Die Texte sind auch sinnvoll aufbereitet (manche leider nur knapp zusammengefasst), aber bei den antiken Texten finden wir die Übersetzung und dann das Original in Griechisch oder Latein. Somit ist das Buch ideal für eigene Nachforschungen geeignet.

Betont werden sollte der ausführliche (stolze 100 Seiten lange) Anmerkungsapparat mit 733 Fußnoten – das gibt es in dieser Art kaum in Deutschland.

Das Buch ist also ein bei der Quellenerfassung erfrischend präzises, bei der Deutung der Texte aber naives Werk.

Deshalb gebe ich für die Dokumentation *****, aber nur ** für die Interpretation – und insgesamt, weil das Positive stark ins Gewicht fällt, sehr gute ****.

Ulrich Magin   


[1]Es war nach einer von UFO-Forschern ausgerufenen Himmelsüberwachung  hinter den Scheibenwischer eines Ufologen geklemmt. Man kennt weder Ort noch Datum noch Autor der Aufnahme. Vicente-Juan Ballester Olmos nimmt an, dass es sich um eine Fälschung handelt, andere Forscher, etwa Eduardo Russo, weisen darauf hin, dass das UFO ein winziger Lichtpunkt war, der über alle Maßen vergrößert worden ist. (pers. Mitteilung) Claude Mauge weist darauf hin, es sei in französischen Forschungskreisen allgemein bekannt, dass es sich um eine Fälschung handelt. (pers. Mitteilung)


261 S., über 70 Abb., ISBN-13: 979-8371606563, Preis: 25,00 €

Independently published
2023

Hier erhältlich

Quelle: JUFOF Nr. 266, 2/2023: 58 ff