Erich von Dänikens Buch der Antworten

Im Oktober 2021 erschien ein neues Buch des 88-jährigen Bestsellerautors und Prä-Astronautik-Forschers Erich von Däniken. In dem Buch der Antworten geht es um die zahlreichen Briefe, die er im Laufe seiner Tätigkeit erhalten hat. Hier zitiere ich mal den Klappentext: „… erhält Tag für Tag rund 200 Schreiben von seinen Lesern. In 300 Ar­beitstagen sind das 60.000 Zuschriften im Jahr. Oder in 10 Jahren 600.000. Was möch­ten die Menschen von Erich von Däniken? Was berichten Sie ihm?“

Im vorliegenden Buch veröffentlicht er die aus seiner Sicht interessantesten Schreiben, in denen die Leser von rätselhaf­ten Erlebnissen berichten, aber auch von seltsamen archäologischen Funden und, für uns von besonderem Interesse, von UFO-Erlebnissen.

Das Buch ist in mehrere Themengebiete gegliedert und im Kapitel „Die Rückkehr der Götter“ finden wir beispielsweise den Be­richt eines UFO-Zeugen, der zusammen mit seiner Frau am 26.01.2020 bei Cochem an der Mosel ein dreieckiges Objekt fotografiert haben will. Seine Aufnahmen habe er auch an die Deutsche Flugüberwachung gesendet (S. 25). Das wäre ein interessanter Fall für die Forschung gewesen, wenn der Bericht nicht in von Dänikens Archiv versickert wäre, sondern er oder sein Büro ihn an eine UFO-Forschungsorganisation zur weiteren Untersuchung übergeben hätte. Auch viele andere interessante Sichtungsberichte, die hier erstmals veröffentlicht werden, sind offenbar weder weiter untersucht noch an eine UFO-Forschungsorganisation weiterge­leitet worden. Sie sind vermutlich nur in von Dänikens Archiv verblieben und wurden damit der Forschung zur weiteren Doku­mentation vorenthalten.

Aus den zahlreichen Briefen erfahren wir zudem, dass der Präsident der autonomen Russischen Republik Kalmückien am 19.01.2001 „in einem UFO mitgenommen und einmal um die Erde geflogen“ sei (S. 22) oder dass ein 34-jähriger Berufsoffizier kurz vorm Einschlafen Stimmen hört, die ihm sagen, dass wir Technologien entwi­ckeln sollten, die uns zu den Sternen brin­gen (S. 29). Aber es wird auch über „Gestal­ten am Bett“ berichtet (S. 12) oder dass ein Zollbeamter am Wiener Flughafen „bei der Passkontrolle Menschen abfertigte, die keine Menschen waren“. Einige „wirkten ir­gendwie durchsichtig“ (S. 14). Selbst ein Augenzeuge des bekannten UFO-Vorfalls in Woronesch[1] hat sich 1998 bei von Däniken gemeldet (S. 19). Ich weiß nicht, was weiter mit dem Schreiben des Zeugen passiert ist, aber hier wäre es ganz bestimmt ange­bracht gewesen, den Berichterstatter, der mit seiner Frau, seinen Kindern und weite­ren Personen den Vorfall miterlebte, per­sönlich zu befragen und First-Hand-Informa­tionen zu erhalten.

Ich weiß nicht, ob von Däniken die Briefe alle wirklich individuell beantwortet hat, in seinem Buch jedenfalls versucht er auf die in den Briefen angesprochenen Themen all­gemein einzugehen und Belege dafür zu präsentieren, die seine Thesen stützen. In­teressant, dass er in seinen „Antworten“ auch auf die damalige Rolle von Andreas Schneider[2] eingeht, die jemand in den Brie­fen ansprach. Auf den Fall Woronesch geht er nicht weiter ein.

Anschließend thematisiert er in einem Kapitel die Linien und Scharrzeichnungen in der Ebene von Nazca in Peru, zu denen er auch kritische Briefe erhalten hat. Hier stellt er nochmals Missverständnisse richtig und fasst die bisherigen Erkenntnisse der For­schungen aus seiner Sicht zusammen. Im letzten Kapitel „Unmögliche Technologien“ werden u. a. die Bautechniken unserer Vorfahren und archäologische Rätsel ange­sprochen. Darunter ist sicherlich der Fund eines Lesers zu zählen, der im Harzgebirge einen versteinerten Helm mit darin befindli­chem Schädel gefunden haben will und Bil­der davon seinem Schreiben an von Däni­ken beilegte (S. 123). Wo befinden sich das Objekt und die Aufnahmen heute, wurde die Versteinerung näher untersucht oder zumindest einer visuellen Beurteilung un­terzogen? Nichts davon!

Leider enthält das Buch kaum neues Ma­terial, wenn man mal von den teils bizarren Schreiben der Leser absieht. Letztendlich ist es ein kurzer Querschnitt aus seinen bishe­rigen Büchern. So kommt es mir vor, als sei hier nur ein Buch zusammengeschustert worden, um neue Einnahmen zu generie­ren.

Für die Ausstattung des Buches, das  hochwertig gedruckt und reich illustriert ist, lassen sich sicherlich fünf Sterne vergeben, aber für den Inhalt…? Erich von Däniken hat als bekanntester Autor grenzwissenschaftli­cher Literatur wahrscheinlich „mehr Augen­zeugenberichte von UFO-Sichtungen“, so der Klappentext, bekommen als sonst jemand auf der Welt. Ja und wo sind sie geblieben? Wer hat die Zeugen befragt und wer hat die Fälle nach den Regeln einer wissenschaftli­chen UFO-Forschung dokumentiert und analysiert? Offenbar niemand! Es ist enttäu­schend und es hat mich wirklich „missge­stimmt“, dass so wichtiges Datenmaterial in vermutlich großer Menge einfach in der Versenkung verschwunden ist und vermut­lich immer noch verschwindet! Sorry, aber das ist es, was bei mir letztendlich von Erich von Dänikens Buch der Antworten „hängen geblieben“ ist.

Hans-Werner Peiniger   


[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Voronezh_UFO_incident (Zugriff 1.08.2023)

[2] CENAP-REPORT Nr. 98, 4/1984: 9ff. Mannheim, 1984

256 S., geb., reich illustriert, Literaturverzeichnis, ISBN 9783864458453, Preis: 22,99 €

Kopp Verlag e.K.
www.kopp-verlag.de
Rottenburg a. N. (2021)

Hier erhältlich

Quelle: JUFOF Nr. 268, 4/2023: 125 ff