Maurizio Verga: When Saucers Came to Earth: The Story of the Italian Ufo Landings in the Golden Era of the Flying Saucers

Wie waren doch die 1950er Jahre herrlich! In billigen, schwarzweiß gedrehten Sciencefiction-Filmen flogen Raumschiffe an Bindfäden, und in ihnen steckte eine brennende Wunderkerze, um den Funkenflug der atomaren Antriebe zu verdeutlichen. Das wirkt heute nicht mehr futuristisch, sondern nostalgisch. Und nun die Überraschung: Auch die UFO-Landungsberichte dieser Zeit haben diese wunderbare nostalgische Färbung. UFOs, besser gesagt: fliegende Untertassen, mit Rotoren, kleine Männchen mit Bart und lederner Fliegerkappe mit Ohrenschutz (damals noch keine Aliens oder ETs, sondern Marsianer), die aus einer gelandeten Eisenspindel mit Nuten und Bolzen kraxeln – das waren nicht die Ausnahmen, sondern die Regel.

Maurizio Verga hat für sein Buch „When Saucers Came to Earth“ alle ihm zugänglichen italienische Landungsberichte (Typ 1 Vallée) aus der Zeit von 1912 (Cordigora, Ferrara, eine glühende Kugel, die der Zeuge für einen Geist hielt) bis zum 29. Dezember 1954 (Lozio, Brescia, ein knapp über dem Erdboden fliegender Riesenzylinder), dem goldenen Zeitalter der fliegenden Untertassen, dokumentiert und kommentiert – viele „kleine“ Berichte, die kaum mehr als kurze Zeitungsnotizen waren, aber auch zahllose Klassiker, die die meisten Leser höchstens aus der kurzen Zusammenfassung in Jacques Vallèes „Passport to Magonia“ kennen.

Es sind rund 101 Fälle (falls ich mich nicht verzählt habe), zu den bekanntesten gehören Begegnungen wie die des angeblichen Bergsteigers Johannis (14. August 1947, Raveo), die Fotos von Monguzzi (31. Juli 1952, Scerscen-Gletscher) oder die Abenteuer der Frau Lotti, der Aliens nahe Arezzo auf dem Kirchweg die Strümpfe stahlen (1. November 1954 – der Fall ist für Verga bislang ungeklärt).

Die Einträge sind unterschiedlich lang, erfassen aber stets alle Quellen sowie jedes zu den Sichtungen bekannte Detail. Je mehr zu einem Fall veröffentlicht wurde, desto länger die Einträge. Der Fall von Parravicino am Comer See vom 18. Oktober 1954 wird auf 6 Seiten geschildert (inklusive seiner Verarbeitung in Comics und in der Pop-Kultur), Monguzzi erhält 10 Seiten und Frau Lotti ganze 15 Seiten.

Die Begegnung der Frau Lotti ist die Ausnahme – der Großteil der Berichte findet eine konventionelle Erklärung oder ist längst als Schwindel entlarvt (z.B. Johannis und Monguzzi). Es gibt nur wenige ungeklärte Fälle. Diese sind dann aber auch wirklich sehr komplex und schwer zu deuten.

Aktuelles Cover

Was die Fälle zeigen – geklärte wie ungeklärte – ist jedoch, dass UFOs mit der Mode gehen wie Tennisschuhe, und die meisten Modelle der 1950er Jahre sind heute so altmodisch wie weiße Tennissocken. Der Text quillt aber nicht nur über mit Informationen, zu allen Beichten gibt es Landkarten, die zeitgenössischen Pressemeldungen und viele weitere Illustrationen.

Außerirdische aus einer fliegenden Spindel
rauben die Strümpfe von Rosa Lotti.
Ein zeitgenössisches Zeitungscover.

Vergas Sammlung italienischer Landungen ist ein ideales Buch über Nahbegegnungen, dabei zusätzlich ein historischer Rückblick, und es hat einen 120 Seiten umfassenden Anhang mit generellen UFO-Presseberichten der Zeit, SF-Illustrationen und Infos über die Pop-Kultur Italiens.

„When Saucers Came to Earth“ ist sicherlich eines der besten UFO-Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Es ist in gut verständlichem Englisch geschrieben. Ich besitze die Ausgabe von 2006 (herausgebracht von UPIAR), die bereits die zweite Auflage war, und mittlerweile ist eine dritte Auflage auf dem Markt, die auch bequem auf Amazon zu bestellen ist.

Ulrich Magin   

264 Seiten, illustriert, ISBN-13: ‎978-1448635412, Preis: 27,46 €

Createspace Independent Publishing Platform
www.amazon.de, 2020

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Quelle: JUFOF Nr. 262, 4/2022: 126 f