Gisela Graichen, Harald Lesch: Liegt die Antwort in den Sternen?

Wie Astrophysik die Rätsel der Archäologie löst

Gisela Graichen ist Fernsehautorin und hat für das ZDF mehrere preisgekrönte Se­rien zu archäologischen Entdeckungen in Deutschland entwickelt. Ihr Co-Autor Harald Lesch moderiert u.a. Leschs Kosmos und di­verse TerraX-Folgen im ZDF. Der Inhalt des Buches wird ergänzt durch einen Beitrag von Peter Prestel, der seit über 30 Jahren als Autor, Regisseur und Produzent TV-Do­kumentationen realisiert.

Im vorliegenden Buch widmen sich die Autoren bestimmten Themen, die einen prä-astronautischen und ufologischen Bezug haben. Sie greifen viele Themen auf, die immer wieder in der Prä-Astronautik disku­tiert werden und die beispielsweise Erich von Däniken in seinen Büchern themati­siert. Da geht es um mysteriöse archäologi­sche Funde, die selbst Archäologen vor Rät­sel stellten, um frühzeitliche Bauten und al­tes astronomisches Wissen. Zudem enthält das Buch einen Exkurs zum UFO-Thema.

Die Öffentlichkeit kennt viele der vorge­stellten Themen aus diversen fast täglich laufenden TV-Dokumentationen oder aus der prä-astronautischen Literatur. Oftmals wird schnell darüber spekuliert, dass sich das bestimmte Artefakt mit neuzeitlichen Dingen vergleichen lasse („sieht aus wie“) oder dass die damaligen Menschen nicht in der Lage gewesen seien, solche Artefakte herzustellen oder bestimmte Bauwerke nach astronomischen Gesichtspunkten zu bauen. Sie müssen Hilfe erhalten haben. Woher? Viele Prä-Astronautiker favorisieren die extraterrestrische Hypothese. Sind sol­che Artefakte wirklich das Werk von Außer­irdischen oder haben Aliens maßgeblichen Einfluss auf unsere Vorfahren gehabt?

Die Autoren gehen u.a. dieser Frage nach und zeigen deutlich auf, dass das Spekulie­ren viel einfacher ist, als wirklich den ar­chäologischen Rätseln nachzugehen. Des­halb ist es wichtig, dass man nicht vor­schnell die Argumente vieler Prä-Astronautiker akzeptiert, sondern auch prüft, welche Erkenntnisse Archäologen und andere Wissenschaftler dazu gewonnen ha­ben. Und da wird schnell deutlich, dass die Rätsellösung oder Antwortfindung nicht so einfach ist. Man muss Zeit investieren, wis­senschaftliche Abhandlungen und entspre­chende Fachbücher lesen und erkennt dann, dass verschiedene wissenschaftliche Disziplinen über Jahre akribisch und mit wissenschaftlichen Methoden und kompli­zierter Technik an bestimmten Fragestellun­gen arbeiten und dann u.U. zu ganz ande­ren Ergebnissen kommen. Die Wissenschaft macht es sich eben nicht einfach. Sie da­tiert und analysiert Artefakte im Kontext der damaligen Zeit, führt auf den Knien in sen­gender Hitze Ausgrabungen durch, nutzt geophysikalische Methoden, bedient sich anthropologischer Studien, entziffert histo­rische Dokumente und tauscht sich im Rahmen interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen aus.

Die Autoren ersparen dem Leser die zeit­aufwendige Recherchearbeit, indem sie zu den jeweiligen Themen darüber berichten, wie man mit welchen wissenschaftlichen Verfahren zu bestimmten Erkenntnissen ge­kommen ist. Es wird deutlich, dass man nicht Außerirdische heranziehen muss, um archäologische Rätsel zu lösen. Offenbar ist es so, dass wir unsere Vorfahren unter­schätzt haben. Trotz ihrer scheinbar einfa­chen Möglichkeiten waren sie in ihrer Kultur zu großen Leistungen in der Lage. Dabei half ihnen oftmals auch die langjährige Be­obachtung der Gestirne.

Manchmal lassen sich die Ursprünge der vermeintlichen Rätsel aber auch in metho­dischen Fehlern finden, wie der Autor am Beispiel der Dogon deutlich macht. Sie hat­ten eben keine Kenntnis vom Sirius B, son­dern das scheinbare Wissen beruht, wie wir heute wissen, offenbar auf Übersetzungs­fehlern und suggestiven Fragen an die Do­gon, deren Antworten dann falsch interpre­tiert wurden.

Die Autoren können aber nicht für alle archäologischen Rätsel eine endgültige Lö­sung anbieten. So weiß man über die „Bag­dad-Batterie“, die wahrscheinlich eine Spannung von 0,5 Volt erzeugen konnte,  immer noch nicht genau, ob es sich nun um ein Gerät zur elektrochemischen Metall­veredelung (Galvanisierung) handelte oder nur um eine zufällige Materialanordnung, die der magischen Abwehr böser Geister diente. Auch wenn die Autoren oftmals ver­blüffende Antworten geben, bleiben einige Fragen offen und geben dem Leser weiter­hin Anlass, sich mit einem zwinkernden Blick in die Sterne mit den spannenden Themen auseinanderzusetzen.

Ein kurzer Abstecher in die UFO-For­schung rundet das Buch ab. Hier darf man jedoch nicht zu viel erwarten. Das Thema wird nur sehr oberflächlich angeschnitten. Aber plötzlich findet sich der Rezensent im Zusammenhang mit einer Erwähnung des Fehrenbach-Schwindels selbst in dem Buch erwähnt.

Liegt die Antwort in den Sternen? ist ver­ständlich geschrieben, unterhaltsam und zudem reich bebildert. Es vermittelt Wissen, enthält eine interessante Zusammenstel­lung spannender Themen und eignet sich gut für den ersten Einstieg in die mit kriti­schem Blick betrachtete Welt der archäolo­gischen Rätsel.  

Hans-Werner Peiniger ∗ ∗ ∗ ∗ 

320 S., geb., reich illustriert, Literaturverzeichnis, ISBN 9783549100462, Preis: 32,00 @ (E-Book 28,99 €)

Propyläen
(Verlag der Ullstein Buchverlage)
www.propylaeen-verlag.de

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Quelle: JUFOF Nr. 271, 1/2024: 28 f

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