Gordon Arnold: Flying Saucers Over America

The UFO Craze of 1947

Gordon Arnold ist Professor für Geistes­wissenschaften und lehrt u.a.  Filmge­schichte und Sozialwissenschaften. So hat er insbesondere Arbeiten veröffentlicht, in denen er sich mit dem sozialen Kontext der Geschichte des US-Films und der US-Kultur beschäftigt hat.

Und in ähnlicher Weise ist offensichtlich das vorliegende Buch entstanden. Es bein­haltet den Beginn des modernen UFO-Zeital­ters in den USA, wobei sich Arnold weitge­hend auf das Jahr 1947 beschränkt. Dabei vertritt er keine bestimmte These, sondern versteht sich eher als analytischer Chronist. Er will dem nachgehen, was zur ersten UFO-Hysterie führte, was wir darüber wissen und was wir vielleicht darüber nicht wissen.

Schon kurz nachdem der Privatpilot Ken­neth Arnold (nicht verwandt mit dem Autor) über seine UFO-Begegnung am 24. Juni 1947 berichtete, erschienen in den US-Zeitungen Hunderte weitere Berichte über „Fliegende Untertassen“ und es wurde darüber speku­liert, ob sie außerirdischen Ursprungs seien. Diese greift Arnold zwar auf, aber er analy­siert eher, wie die Öffentlichkeit im Kontext der amerikanischen Kultur auf solche Mel­dungen reagierte und welche Schlussfolge­rungen man damals zog. Dabei geht er der Frage nach, welche neueren Erkenntnisse wir darüber haben und ob manche Schlussfolgerungen nicht überdacht werden müssen. Mit Scharfsinn betrachtet Arnold das aufkommende Interesse an „Fliegenden Untertassen“, den stellenweise aufkom­menden Wahn und bringt dem Leser die Hysterie und den Enthusiasmus näher, die durch diese Berichterstattung ausgelöst wurden.

Besonders interessant an Arnolds Arbeit ist, dass er in den damaligen historischen, sozialen und politischen Elementen bisher nicht von der UFO-Forschung wahrgenom­mene Zusammenhänge sieht, die die Reak­tionen der amerikanischen Gesellschaft auf die Idee eines außerirdischen Ursprungs der Untertassen erklären können. Zudem be­leuchtet er die Rolle der Medien und wel­chen Einfluss sie auf die Verbreitung der Untertassen-Narrative hatten.

Aber nicht nur die Medien prägten die öffentliche Wahrnehmung des Themas. So versuchten immer wieder US-Regierungsbe­hörden die aufkommende Hysterie zu bän­digen. Manchmal mit dummen Kommenta­ren, wie wir heute wissen. Aber auch das muss man immer im Kontext der damaligen Zeit sehen. Der Kalte Krieg mit den Sowjets war in der Nachkriegszeit der Grund für be­sonders starke Geheimhaltungsstrategien. Das wiederum heizte den Glauben der US-Gesellschaft an, die Regierungsbehörden und das Militär würden Erkenntnisse über den wahren Ursprung der „Fliegenden Un­tertassen“ vertuschen.            

Ich nannte den Autor weiter oben einen Chronisten. Er geht zwar auf einige be­kannte Fälle und die ersten aufkommenden Untersuchungsprojekte ein, aber warum nun plötzlich mitten im Buch ein Kapitel über „Leben auf dem Mars“ und  diesbe­zügliche Spekulationen im 19.Jahrhundert erscheint, erschließt sich mir nicht wirklich. Vielleicht, weil man das Thema 1947 noch­mals kurz aufgegriffen hat, obwohl hier be­reits bekannt war, dass mit intelligentem Leben auf dem Mars nicht zu rechnen ist.

Stattdessen ist interessant, dass Arnold den von den Medien und von der von die­sen beeinflussten Öffentlichkeit verbreiteten Spott gegenüber den Augenzeugen heraus­arbeiten konnte. Kein Wunder also, dass sich keine weiteren Zeugen mehr meldeten, um über ihre ungewöhnlichen Beobachtun­gen und Erlebnisse zu berichten. So flachte das Thema auch eine gewisse Zeit ab, um dann aber erneut an Bedeutung zu gewin­nen.

Gordon Arnold hat mit „Flying Saucers Over America“ eine wirklich interessante und für die Forschung erkenntnisreiche Ar­beit vorgelegt. Auch wenn mir irgendwie bei der Wahl der Kapitel manchmal der rote Fa­den gefehlt hat, wurde aber die Absicht des Autors deutlich. Nämlich dem Leser aufzu­zeigen, welchen Einfluss das „Fliegende Un­tertassen“-Thema damals in einem histori­schen Kontext und das UFO-/UAP-Thema heute auf die Kultur und Gesellschaft haben kann. Und wie Behörden und Militärs da­mals darauf reagierten und heute aktuell reagieren, womit sie den UFO-Glauben sogar fördern können oder überhaupt erst entste­hen lassen.        

Hans-Werner Peiniger ∗ ∗ ∗ ∗ ∗

221 S., pb. Ill., Register, Quellen, ISBN: 978-1-4766-8766-7, Preis: $ 29.95

McFarland and Company, Inc.
www.mcfarlandbooks.com
Jefferson, 2022

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Quelle: JUFOF Nr. 271, 1/2024: 250 f

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