Marius Kettmann (Hrsg.): DEGUFO-Jahrbuch 2019

Neben dem im jufof 246 (6–2019) rezensierten DEGUFO Jahrbuch 2018 ist auch das Jahrbuch 2019 kürzlich erschienen. Es enthält wieder verschiedene Beiträge, auf die ich kurz im Einzelnen eingehen möchte.

Das DEGUFO-Jahrbuch wurde erneut von Marius Kettmann zusammengestellt, der sich mit dieser Ausgabe jedoch auch gleich verabschiedet hat: »Nach 7 Jahren als Chefredakteur und Herausgeber von 16 Ausgaben der Zeitschrift DEGUFORUM und 3 Ausgaben des DEGUFO-Jahrbuchs, habe ich mich dazu entschlossen, diesen Posten zukünftig in neue Hände zu übergeben.«

Zu Beginn enthält das Jahrbuch zwei Beiträge von Dr. Walter Andritzky, die ich überaus interessant und informativ fand und allein deshalb das Jahrbuch weiterempfehlen kann.

In seinem ersten Beitrag geht Andritzky auf Piloten-Sichtungen ein. Der Laie denkt, dass doch Piloten am ehesten einfliegende UFOs wahrnehmen müssten. Und wer schon einmal die gleichzeitigen Flugverläufe aller Flugzeuge über Deutschland gesehen hat, weiß, dass sich zu fast jedem Zeitpunkt sehr viele Flugzeuge im Luftraum befinden. Doch wie oft werden wirklich UFOs von Piloten gesehen und über welche Wege werden sie gemeldet? Werden sie überhaupt gemeldet? Und welche Auswirkungen haben gemeldete Sichtungen auf die Piloten?

Zunächst untersucht Andritzky die Gegebenheiten, die die Sichtung eines UFOs beeinflussen könnten und kommt dabei zu dem Schluss, dass UFOs nur dann von den Piloten wahrgenommen werden können, wenn sie »besonders nah auftreten, besonders groß sind, oder visuelle Effekte erzeugen«, die sie auffällig machen.

Recherchen des Autors ergaben, dass Piloten zwar sicherheitsrelevante Ereignisse an das Luftfahrtbundesamt melden müssten, UFOs würden jedoch nicht dazu gehören. Also bestehe für die Piloten schon mal keine Pflicht, UFO-Sichtungen zu melden und jeder müsse dann die Entscheidung treffen, ob er sich als UFO-Sichter outet oder lieber nicht. So gesehen könnte die Dunkelziffer von Piloten, die UFOs gesehen haben, viel höher liegen. Nur 5 bis 10 % der Sichtungen würden von Piloten tatsächlich gemeldet, so Haines in einer Schätzung. Auf jeden Fall schlägt der Autor vor, dass man in das Meldeformular der Piloten auch die Kategorie »Sichtung eines nicht identifizierbaren Objekts« aufnehmen sollte. Wobei ich die Formulierung »nicht identifizierbar« irreführend halte. »Nicht identifizierbar« schließt meinem Verständnis nach eine in einer späteren Untersuchung erfolgte Identifizierung aus. Auch die weiteren vom Autor gemachten Vorschläge, die eine Erfassung und Untersuchung von Piloten-Sichtungen möglich machen würden, sind m. E. realitätsfremd.

Eine Betrachtung der militärischen Flugsicherung macht laut Andritzky deutlich, dass jedes potentielle UFO im deutschen Luftraum, das über keine Stealth-Eigenschaften verfügt und auf HF-Signale reagiert, von der Flugsicherung »objektiv erfasst, registriert, analysiert und der Vorfall gespeichert wird«. So gesehen müsste das Archiv unserer Luftwaffe voll von solchen Dateneinträgen sein. Auch hier formuliert der Autor wieder Wünsche, deren Umsetzung die wissenschaftliche Untersuchung von Piloten-Sichtungen möglich machen würde. Jedoch werde ich diese Umsetzung in meinem jetzigen Leben nicht mehr erleben.

Der zweite Beitrag enthält die Ergebnisse einer qualitativen Befragung von Berufspiloten zum Thema UFOs und Flugsicherheit. Über das Netzwerk XING legte der Autor den darin registrierten Berufspiloten einen Online-Fragebogen vor. 40 Piloten hatten von 371 erreichten den Fragebogen ausgefüllt. Leider berichteten die Piloten nur von 5 selbst erlebten Vorfällen – aber immerhin… Trotzdem zeigt sich, dass nur eine UFO-Sichtung in 133 Jahren Pilotentätigkeit vorkommen dürfte. Es würde sich demnach nur um ein sehr seltenes Ereignis handeln. Auch wenn viele Sichtungen auf natürliche Erscheinungen zurückgeführt werden können, sieht Andritzky in UFOs ein Sicherheitsrisiko, das von den Flug-Organisationen und entsprechenden Behörden untersucht werden müsse. Die beiden Beiträge von Dr. Walter Andritzky enthalten sehr viele interessante Detailinformationen und Fallbeispiele – ein spannendes Thema.

Dr. Peter Hattwig beschäftigt sich im folgenden Beitrag mit Kameraausfällen in Kornkreise und versucht sie physikalisch zu deuten. Was sich zunächst ganz vernünftig anhört wird dann doch am Ende absurd. Es mag ja vorkommen, dass es tatsächlich zu Kameraausfällen innerhalb von Kornkreisen kommt. Diese sind eher eine Ausnahme und treten eben nicht bei allen Besuchern von Kornkreisen auf. Damit handelt es sich schon mal nicht um eine wie auch immer geartete allgemeine Einwirkung auf die Elektronik von Kameras. Dieses Problem umgeht Hattwig einfach damit, dass er Kamerausfälle in den Bereich der Paraphysik verortet, weil er innerhalb einer Formation die Anwesenheit von Elektroplasma angenommen hätte. Wie er zu dieser Annahme kommt, hat er nicht begründet.

Die meisten Kornkreise entstehen, ohne dass man deren Hersteller ermitteln kann. Dazu der Autor: »Um ihre Unsichtbarkeit abzusichern, nähern sich die außerirdischen Besucher in einer Parallelrealität dem betreffenden Kornfeld an und erzeugen die Formation, ehe sie ihren ›Arbeitsplatz‹ nach Vollendung wieder verlassen.« Etwas später heißt es »… Dabei bringen sie die reichlich vorhandenen Äthersubstanzen mit – vermutlich unfreiwillig als absichtlich. Nach Fertigstellung des Kornkreises bleiben diese in der physischen Welt zurück. Dort existieren sie eine gewisse Zeit weiter und bilden, … Störfelder oder Wolken, die sich mit der Zeit auflösen. Taucht eine Kamera in solch eine Wolke aus Äthersubstanz ein, dann können die beschriebenen Entladungen verursacht werden.« Ich erspare mir besser einen Kommentar.

In diesem Jahrbuch folgt der zweite Teil mit den besten Fällen der DEGUFO, zusammengestellt von Christian Czech. Für alle diese Fälle wurden keine oder keine zufriedenstellende Erklärungen gefunden. Darunter sind auch einige Sichtungen dreieckförmiger oder kastenähnlicher Flugkörper. Leider werden die Ereignisse nur als solche geschildert. Über Untersuchungen, Analysen, Recherchen o. ä. erfährt der Leser nichts.

Der nächste Beitrag wurde von einem Betroffenen des Entführungsphänomens verfasst. Seinem Bericht zufolge wurde er im August 1980 aus seinem wegen Ausfalls der Elektronik liegengebliebenen Fahrzeugs entführt. Erst 35 Jahre später wandte sich der Zeuge an die MUFON-CES, die ihn an den JF-Arbeitskreis vermittelte. Dieser ließ nach vielen Vorgesprächen auch eine oder mehrere Hypnose-Regressionen durchführen. Das daraus ermittelte Entführungs-Geschehen wird durch den Zeugen anschaulich und durch Skizzen illustriert geschildert. Das Entführungs-Erlebnis spiegelt viele Inhalte anderer Entführungsfälle wider. Er fand sich auf einem Untersuchungstisch wieder. Untersucht wurde er durch typische Greys u. a. an seinem Genitalbereich. Er nahm eine weitere Person wahr, bei der es sich um einen »Nordischen Typ« handelt. Später entdeckte der Zeuge an sich ein Implantat, das ein Arzt ihm entnommen hatte. Eine Erklärung konnte er nicht liefern. Zunächst trug der Zeuge das Implantat immer mit sich, aber aufgrund der Angst erneut entführt zu werden, warf er es schließlich weg. Ein interessanter Fall in dem viele Motive aus anderen Vorfällen beschrieben werden.

Der nächste von Dr. Jens Waldeck verfasste Beitrag ist sowas von abstrakt für mich, dass ich so gar nichts damit anfangen konnte. Es geht um die erkenntnisorientierte Beobachtung des maximal Fremden, zu denen Waldeck extraterrestrische Intelligenzen zählt. Da man Kontakte mit Außerirdischen in der Regel nicht mit herkömmlichen wissenschaftlichen Methoden analysieren könne, könnten hier Ideen aus der Kognitionswissenschaft weiterhelfen. Sie dienen der Bewusstseinserweiterung, die ein bewussteres Erleben im Kontakt mit Außerirdischen ermöglicht und man somit viel mehr Detailinformationen aus einem solchen Kontakt entnehmen und beschreiben könne. Mittels Anleitungen und Experimenten bietet Waldeck eine Möglichkeit, die Art und Weise des eigenen Denkens soweit zu ändern, dass man in geeigneter Weise dem »Anderen außerirdischer Herkunft« auf Augenhöhe begegnen kann.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich alles verstanden und in dieser Kürze richtig wiedergegeben habe.

Verständlicher ist Roland Horns Zusammenfassung der Geschehnisse vom Rendlesham Forest. Allerdings zitiert er hier überwiegend nur Inhalte von Jacques Vallée oder des umstrittenen Autors Frank Schwede – keine eigenen Recherchen und auch nur wenige eigene Gedanken. Er diskutiert jedoch den unbefriedigenden Erklärungsversuch eines Leuchtturms und kommt zu dem Schluss, dass dieser schon mal nicht der Auslöser war. Vielleicht ein geheimes Anti-Schwerkraft-Luftfahrzeug der USA?

Klaus Deistungs Beitrag »Anti-UFOlogie in Deutschland« zeigt deutlich einen gefrusteten Zeugen, dem u. a. die Einschätzung seiner UFO-Fotos durch die CENAP nicht gepasst hat. Er hatte CENAP seine UFO-Fotos zur Begutachtung vorgelegt, die farbige Kugel-UFOs zeigen sollten. CENAP beurteilte sie als Modell-Heißluftballons.

Im Folgenden versucht er CENAPs Arbeit zu kritisieren und ihnen ein unseriöses Vorgehen vorzuwerfen. Doch nicht nur CENAP kriegt ihr Fett weg. Auch der Religionswissenschaftler Michael Blume, der irgendwann mal die nervigen Kommentare von Deistung in seinem Blog gelöscht hat, ist Ziel seiner Kritik.

Er wirft den »Anti-UFOlogen«, womit die GEP wohl auch gemeint ist, vor, sich hinter herkömmlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu verstecken und die für ihn offensichtlichen Fakten aus TV-Dokumentationen zu ignorieren. Dass es sich jedoch bei den populären Scheinfakten nicht um gesicherte Tatsachen, sondern um Erzählungen, Deutungen und um spannend aufbereitetes selektiertes Material handelt, erkennt er nicht. Auch scheint er wahrnehmungspsychologische Erkenntnisse zu ignorieren, wenn er beispielsweise die Geschwindigkeit seiner Kugel-UFOs mit Geschwindigkeitsvergleichen zu Flugzeugen und Hubschraubern schätzen will. Klaus Deistung fühlt sich offenbar unverstanden, nicht ernst genommen und seinen Kugel-UFOs-Theorien will kein ernsthafter UFO-Forscher oder Wissenschaftler folgen. Woran das wohl liegen mag?

Einige Buch-Rezensionen runden das DEGUFO-Jahrbuch 2019 schließlich ab. Einige Beiträge fand ich interessant, insbesondere die beiden von Dr. Walter Andritzky. Allein wegen diesen ist das Jahrbuch lesenswert.
Hans-Werner Peiniger  ∗ ∗ ∗ ∗ ∗

256 Seiten, broschiert, illustriert, ISBN 978-3-96607-041-6, 19,95 €

NIBE Verlag
www.nibe-media.de
Alsdorf (2019)

Quelle: JUFOF Nr. 249, 3/2020: 84 ff