Thomas Ritter: Magisches am Himmel

Von Außerirdischen, Zeitreisenden und militärischen Experimenten

Der 1968 in Freital, in der damaligen DDR, geborene Ritter, ist in der grenzwissenschaftlichen Szene kein Unbekannter. Seit Anfang der 1990er Jahre ist er für seine redaktionelle Mitarbeit an verschiedenen Fachzeitschriften, seinen Beiträgen in einschlägigen Anthologien zur Thematik sowie als Autor diverser Monografien bekannt. Zudem betreibt er einen Reiseservice, welcher vor allem durch Angebote bezüglich der mysteriösen Palmblattbibliotheken in Südostasien geläufig ist. 

Beim Betrachten des neuen Werkes fiel mir zunächst der holprige Text auf der Rückseite ins Auge: „Seit Jahrtausenden fremde Flugobjekte derartig häufig gesichtet (…) Doch auch in den Tiefen der Ozeane wurden unbekannten U-Boote gesichtet wurden. (…) doch die Identität jener Macht, welche sie lenkte, blieb bislang aber ebenso unbekannt (…).“ Zum Glück spiegelt sich die Qualität dieses Klappentextes nicht im Buch wieder.

Das vorliegende Buch unterteilt sich in acht Kapitel.

Im ersten Kapitel geht es um Drohnen über Deutschland. Hierbei stellt sich die Frage, wann dieses Kapitel verfasst wurde, so schreibt der Autor (S. 5) über Entwicklungen des Dritten Reichs in Peenemünde vor mehr als 50 Jahren, dabei feierten wir 2020 das 75-jährige Kriegsende. Konkret geht es dem Autor hierbei um die sogenannte V1, welche sogar noch früher, ab 1942 entwickelt wurde. Auf Seite 6 wiederum berichtet er davon, dass die Bundeswehr die Drohne CL-289 einsetzt, dabei wurde diese bereits 2009 außer Dienst gestellt und zu einem Luftfahrtgesetzt, welches Drohnen im Luftverkehr mit berücksichtigt, schreibt der Autor, dass dieses nun in den Ausschüssen beraten werde, obwohl das Gesetz seit fast 10 Jahren in Kraft ist (S. 7f.).

Geschichtlich zeigt sich dieser Teil sowohl was die Einordnung von Ereignissen in den Gesamtkontext internationaler Begebenheiten als auch was militärtechnische Entwicklungen betrifft, als nicht wirklich sattelfest. So schreibt Ritter (S. 5), dass in den späten 1970er Jahren Nachfolger der V1, Cruise-Missiles, auftauchten – jedoch lässt sich eine durchgängige Weiterentwicklung dieser Form militärischer Lenkflugkörper seit dem Ersten Weltkrieg ziehen. Auch der Aussage (S. 6): „Seit die Konfrontation der Großmächte einer Vielzahl lokaler, nichtsdestotrotz brisanter Konflikte – als Beispiele mögen die Krieg ein Afghanistan und dem Irak dienen – gewichen ist (…).“, kann nur bedingt gefolgt werden. Zwar gibt der Autor nicht an, ob er mit dem Afghanistan-Krieg die Auseinandersetzung der 1980er oder der 2000er Jahre meint und auch gibt er nicht an, welcher Golfkrieg hier benannt wird (der Zusammenhang lässt aber auf die Konflikte seit 2001 Afghanistan und 2003 Irak schließen), jedoch hatte sich im Kalten Krieg spätestens seit der Etablierung von Atomwaffen auch auf sowjetischer Seite, die Konfliktaustragung der Supermächte auf sogenannte Stellvertreterkriege verlagert (vgl. hierbei z.B.: Greiner, Bernd; Müller, Christian Th. und Walter, Dierk (Hrsg.): Heiße Kriege im Kalten Krieg, Hamburg 2006). 

In Kapitel 2 und 3 geht es um außerirdisches Leben. Interessant hierbei ist, wie unter-schiedlich Wissenschaftler die Möglichkeit einer Kontaktaufnahme zwischen Außerirdischen und Menschen einschätzen. So postuliert eine britische Raumfahrtwissenschaftlerin, dass es tatsächlich außerirdisches Leben gibt, dieses aber dem irdischen Leben nicht ähnlich sei, sondern eher die Form schwebender Quallen habe. Starke Zweifel hat diese Forscherin daran, ob wir diese jemals finden und mit diesen in Kontakt treten werden können (S. 10). Amerikanische Forscher der NASA wiederum sind sich sicher, dass wir bereits innerhalb der nächsten 20 Jahre auf intelligentes Leben im All stoßen werden (S. 11). 

Im vierten Kapitel geht es um Besucher aus der Zukunft. Auch hier stellt sich wieder die Frage, wann der Text tatsächlich verfasst wurde, wenn Ritter davon schreibt, dass George Orwells Roman „Die Zeitmaschine“ erst vor kurzem wieder verfilmt wurde (S. 13). Der letzte Kinofilm erschien 2002, der letzte Fernsehfilm 2011.

Auf Seite 20 kommt der Autor dann auch zu folgender Aussage: „In diesem Fall zeigen erste Indizien, dass bestimmte militärische oder nachrichtendienstliche Einrichtungen der USA tatsächlich Experimente in der Zeit anstellen. Dazu sei auch auf das bereits an anderer Stelle ausführlich dokumentierte Philadelphia Experiment und das sogenannte Montauk Projekt verwiesen.“ Die Indizien indes weisen nicht in diese Richtung, wie z.B. Jacques Vallée bereits vor über einem Vierteljahrhundert ausführte, was im Buch aber nicht erwähnt wird (siehe: Vallée, Jacques: Anatomy of a Hoax: The Philadelphia Experiment Fifty Years Later, in: Journal of Scientific Exploration, Volume 8, Number 1, 1994, S. 47-71)

Statt den tatsächlichen Stand der Forschung widerzuspiegeln, versteigt sich das Buch so auf haarsträubende Aussagen: „Wir können also zu Recht annehmen, dass zumindest von Seiten des amerikanischen Militärs bereits reale Zeitreisen unternommen werden.“ (S. 21)

Sehr gut gefällt indes das 5. Kapitel, in welchem es um ein im Einsatz verschwundenes Bataillon des 5. Norfolk Regiments im Ersten Weltkrieg geht. Eine Geschichte die alle paar Jahre wieder in diversen Büchern auftaucht. Ritter indes kommt nach einer anschaulichen Erläuterung der tatsächlichen Begebenheiten zu folgendem Schluss: „Die Wirklichkeit des Krieges ist meist grausamer als jene Legenden, die in seinem Gefolge entstehen.“ (S. 28) Dem ist nichts hinzuzufügen.

Im sechsten Kapitel geht es um japanische Folklore. Ritter schreibt hierzu, dass es 1803 in Japan zu einen der ersten modernen UFO-Kontakte gekommen sei (S. 31). Dies widerspricht der eigentlichen gängigen Praxis, nach welcher die moderne UFO-Ära 1947 mit der Initialsichtung von Kenneth Arnold beginnt. Spannt man den Bogen weiter, so sieht man, dass es entsprechende Sichtungen und Kontakte zu jeder Zeit gegeben hat (siehe z. B. Vallée, Jacques und Aubeck, Chris: Wonders in the Sky. Unexplained Aerial Objects from Antiquity to Modern Times, New York City 2010). Warum nun ein Fall Anfang des 19. Jahrhunderts herangezogen wird, um das moderne UFO-Zeitalter neu zu definieren, bleibt an dieser Stelle offen.

Schwierig zu lesen bzw. zu interpretieren bleibt hier indes die Darstellung und Umrechnung von Maßangaben. Hat Ritter auf S. 19 noch Fuß in Meter und Zoll in Zentimeter umgerechnet, so lässt er an dieser Stelle davon ab. Stattdessen schreibt er auf S. 31 nun von Inch (nicht mehr Zoll) und rechnet diese nicht um. Auf S. 32 wiederum gibt er die Körpergröße in Zentimeter an, die Kantenlänge einer ominösen Schachtel hingegen in Inches.

Kapitel 7 mit dem Titel: „UFOs aus der grünen Hölle“, liest sich sehr interessant. Besonders ins Auge fallen hierbei die aggressiven Verhaltensmuster der UFOs auf den Salomon Inseln (Ozeanien), welche eine Entsprechung in Brasilien zu haben scheinen (siehe hierzu: Vallée, Jacques: Konfrontationen. Begegnungen mit Außerirdischen und wissenschaftlichen Beweisen, Frankfurt 1994; und: Pratt, Bob: UFO Danger Zone: Terror and Death in Brazil – Where Next?, Madison, 1996). Am Ende triftet das Kapitel aber leider in Bereiche ab (Stichworte: Reptiloide, Illuminaten), dass das Lesevergnügen eingeschränkt wird.

Im letzten und längsten Kapitel (immerhin 18 Seiten), geht es dann um USOs. Zunächst geht es um den Untergang des russischen U-Boots Kursk im Jahr 2000. Auf Seite 44 berichtet Ritter dann sowohl vom russischen Außenminister Sergejew als auch vom Verteidigungsminister Sergejew (der Außenminister der Russischen Föderation war im Jahr 2000 Igor Sergejewitsch Iwanow, der Verteidigungsminister Igor Dmitrijewitsch Sergejew). 

Im Weiteren schildert Ritter zahlreiche Verletzungen des skandinavischen Küstenraums durch einlaufende vermeintliche sowjetische U-Boote in den 1970er und 1980er Jahren und kommt zu dem Schluss: „Weder die Sowjetunion noch die NATO hatten in der damaligen Situation Veranlassung, derart massiv und dauerhaft die schwedischen Hoheitsgewässer zu verletzen.“ (S. 45) Sinnvoll wäre hier neben einer reinen persönlichen Einschätzung aber auch die Analyse anderer Institutionen gewesen (wie z.B. der Project AIR FORCE Report prepared for the United States Air Force, zusammengestellt von Gordon H. McCormick von 1990 mit dem Titel: „Stranger than Fiction. Soviet Submarine Operations in Swedish Waters“). 

Im Folgenden geht es allerdings auch um die Mär von Hitlers Flucht in einem U-Boot. Das Verwirrung seitens der Alliierten bezüglich dem Ableben, der Leiche und dem Verbleib Hitlers nach dem Ende des Dritten Reichs bestand, wie auch Ritter (S. 49) anmerkt, ist unbestritten. Grund hierfür war jedoch ein Täuschungsmanöver Stalins, der sich durch die Verschleierung von Hitlers Selbstmord verschiedene Verhandlungsoptionen offenhielt (siehe z.B.: Joachimsthaler, Anton: Hitlers Ende — Legenden und Dokumente, München 2004).

Natürlich fehlen dann im Weiteren auch keine Verweise auf Neuschwabenland (S. 51f.) und möglichen U-Booten aus Südamerika, zu denen Ritter schreibt: „Natürlich sind die fremden U-Boote, die heute gesichtet werden, mit Sicherheit nicht jene Einheiten, die sich im Jahr 1945 absetzten. Doch geht man davon aus, dass diese U-Boote damals in die Marine eines südamerikanischen Staates integriert wurden als Gegenleistung für ein Asyl der Besatzungen, so erscheint es durchaus möglich, dass diese Schiffe im Verlauf der Jahrzehnte unter strenger Geheimhaltung kontinuierlich weiterentwickelt worden sind.“ (S. 58) Und weiter: „Die unbekannten U-Boote gehören mit Sicherheit zu den modernsten Unterseeschiffen, die derzeit in den Weltmeeren kreuzen. Sie stehen im Dienst einer Macht, die weltweit seit mehreren Jahrzehnten intensive Aufklärung (…) betreibt. Die Stützpunkte der geheimnisvollen U-Boote dürften sich auf dem Territorium eines südamerikanischen Staates befinden.“ (S. 59)

Wenn eine so massive Weiterentwicklung stattgefunden hätte, muss man sich fragen, wieso diese „modernsten Unterseeschiffe“ sich im Falklandkrieg 1982 nicht bewährten. Immerhin bezieht sich Ritter auf U-Boote welche im Rio de la Plata gesichtet und fotografiert wurden (S. 57). Wenn Argentinien also Nutznießer der deutschen Technik geworden wäre und diese über Jahrzehnte weiterentwickelte und hierbei sogar Länder in Skandinavien verschreckte, hätte man einen anderen Ausgang des Falklandkrieges annehmen müssen.

Warum überhaupt in einem Buch, welches sich mit magischem am Himmel beschäftigen will, Fragen über U-Boote ein Drittel des Inhalts ausmachen müssen, bleibt Geheimnis des Autors. Möglicherweise muss heute ein Buch über Mysterien auch immer mit dem Dritten Reich kokettieren. Dies ist jedoch mit äußerster Sorge zu betrachten, vor allem wenn es sich hierbei hauptsächlich um persönliche Meinungen handelt und die zahlreichen Fachwerke keine Erwähnung finden.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Büchleins scheint mir nicht angemessen, da es nur wenig neue Informationen gibt, welche zudem weder einen roten Faden erkennen lassen, noch zum selbstgewählten Titel zu passen scheinen. 

Marius Kettmann, B.A. ∗ ∗    

64 Seiten, pb., Din A5, ill., IBSN 978-3-95652-264-2, Preis: 8,90 €

Ancient Mail Verlag
www.ancientmail.de
Groß-Gerau, 2019

Quelle: JUFOF Nr. 256, 4/2021: 125 ff

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