Frank Schwede: Das Geheimnis der schwarzen Dreiecke

Warum die Wahrheit so schwer ist

Frank Schwede ist Journalist und Autor einiger Luftfahrt-Bücher, die im renommierten Motorbuch Verlag erschienen sind. Darunter auch aus der Typenkompassserie ein Buch, das ich in dem Verlag nicht erwartet hätte: UFOs – Sichtungen seit 1945.

Erneut hat sich der Autor dem UFO-Thema zugewandt und der Titel lässt schon mal einen spannenden Inhalt erwarten. Es geht um das Geheimnis der Schwarzen Dreiecke, also vermutlich um untersuchte Sichtungen dreieckförmiger Flugkörper, authentische Aufnahmen, Hintergründe und Erklärungsansätze.

Schon im Vorwort von Reiner Elmar Feistle und in Schwedes erstem Kapitel zeigt sich jedoch, wohin die Reise geht. Schwede greift gleich in die ufologische Verschwörungskiste und sieht offensichtlich sich selbst als einer der wenigen Autoren, die den Mut haben, die Wahrheit über UFOs zu schreiben: »Und die Autoren, die diesen Mut besitzen, müssen nicht selten um ihr Leben und um das Leben ihrer Angehörigen fürchten.« (S. 29) »Nicht selten«… wie viele Autoren sind denn schon zu Tode gekommen? Hat Frank Schwede schon Polizeischutz angefordert? Belegt hat Schwede diese Aussage natürlich nicht und wenn das zutreffen sollte, dann hätten die Geheimdienste heutzutage, wo schon zahlreiche Autoren in der Verschwörungsszene jeden Blödsinn veröffentlichen, viel zu tun.

Nach einem kurzen Ausflug zur Area 51 schildert Schwede den Beginn des modernen UFO-Phänomens mit der Sichtung durch Kenneth Arnold. Er fragt sich, ob hier nicht sogenannte Nurflügler, wie die der deutschen Konstrukteure Gebrüder Horten, Ursache der Sichtung waren. Um diesen Testflug mit hochgeheimen Nurflüglern zu vertuschen präsentierte man »die Geschichte von fliegenden Untertassen«. (S. 47) War somit Arnold selbst ein Teil dieser Vertuschung? So ein Blödsinn… Arnolds Geschichte und wie es zu dem Begriff der »fliegenden Untertassen« kam ist hinlänglich bekannt. Und wieder schürt Schwede unbegründet Ängste. »Die breite Masse wird von der Schulwissenschaft vorsätzlich für dumm verkauft« und Wissenschaftler, die trotzdem über Geheimprojekte u. ä. berichten, müssen mit Rufmord bis hin zum tatsächlichen Mord rechnen. (S. 49)

Im folgenden Kapitel springt Schwede plötzlich zu einem ganz anderen Thema: »George Adamski und der Mann von der Venus.« Er fasst dessen Erlebnis zusammen und geht auf die Fälschungsvorwürfe seiner Fotos ein. Er fragt sich doch tatsächlich, wie Adamski es wohl geschafft haben mag, mangels heutiger Computertechnologie solche Fotos zu fälschen – er meint damit die typische Adamski-Untertasse. Dass es prinzipiell ganz einfach ist, haben wir in den 70-er / 80-er Jahren selbst in Fotoexperimenten bewiesen und auch zu Adamskis Fotos gibt es genügend Hinweise auf den für die Fotos vermutlich verwendeten Gegenstand. Dass Schwede auch nicht wirklich gründlich recherchiert hat, zeigt sich an der Aussage, dass Adamski die Fotos (abgebildet hat er die Fotos vom 13.12.1952 mit der klassischen Adamski-Untertasse) vor sechs Augenzeugen gemacht hätte. Das stimmt so nicht! Das Ereignis mit den Augenzeugen bezieht sich auf ein Erlebnis vom 20.11.1952, als er Orthon von der Venus traf und später wenig beweiskräftige Fotos vorlegte.

Klassische Adamski-Untertasse, aufgenommen am 13.12.1952

Foto vom 20.11.1952

Im Weiteren spekuliert Schwede, dass der CIA spätestens nach dem Hörspiel von 1939 »Der Krieg der Welten« begonnen habe, die Taktik der Verschwörungstheorien zu entwickeln und vermutet, dass auch George Adamski daran beteiligt war, um von einem geheimen Forschungsprojekt abzulenken. (S. 57) Adamski sei bewusst als »Erstkontaktler« vom CIA ausgesucht worden, vielleicht »aufgrund seiner Tätigkeit an der Universität«. So ein Blödsinn! Auch hier zeigen sich wieder die schlechten Kenntnisse des Autors. Adamski hat nie an einer Universität gearbeitet, es sei denn er meint mit »an« »in der Nähe«. In der Nähe des Observatoriums Mt. Palomar hatte er nämlich einen Hamburger-Stand, bzw. ein Kleinrestaurant.

Nachdem Schwede das Gerücht startet, bei der Adamski-Untertasse würde es sich um ein Vehikel aus einem geheimen Forschungsprojekt handeln, blendet er zum nächsten Thema über: zum vermeintlichen UFO-Absturz von Kecksburg und zum Geheimprojekt der Nazis, die Glocke. Er sieht hier einen Zusammenhang, wobei es sich bei der Nazi-Glocke eher um eine Legende ohne handfeste Belege handelt. Schwede verwendet diese Legenden, um sie als Tatsachen darzustellen. Und auch hier wieder der Vorwurf, dass sich weder Wissenschaftler noch UFO-Forscher trauen würden, über diese Themen zu sprechen. (S. 67) Aber er selbst macht es doch und andere Autoren auch, von denen in Szene-Verlagen die entsprechenden Bücher erscheinen. Und das, ohne anschließend »beseitigt« worden zu sein. Noch skurriler wird es als er die Behauptungen eines William Tompkins zitiert, nach denen außerirdische Reptilianer »als Berater in zahlreichen deutschen Luft- und Raumfahrtprogrammen intensiv tätig waren« und diese in den Bereich des Möglichen rückt. (S. 70 / 71) Tompkins zufolge sollen die Nazis auch zigarrenförmige Trägerschiffe verwendet haben, um »mit Hilfe von Teleportation zu anderen Sternensystemen zu gelangen«. (S. 72) Etwas weiter kommt Schwede nochmals auf Adamski zurück: »Und das Scoutship (Erkundungsschiff), das in der Wüste gelandet sein soll, entsprach nach meinen Untersuchungen exakt jener sagenumwobenen Haunebu-Reichsflugscheibe, … Zufall? Wohl kaum!« (S. 86) Was für Untersuchungen? Es ist doch belegbar, dass sich die neuzeitlichen Darstellungen des Haunebu-Flugkörpers an der Adamski-Untertasse orientiert haben. Alles andere ist blanker Unsinn und ich halte es für unverantwortlich, diesen auch noch so zu verbreiten. Auf Seite 88 wird nochmals die ufologische Unkenntnis Schwedes deutlich. Er zeigt die Risszeichnungen, die Leonard G. Cramp für sein Buch »Space, gravity and the flying saucer« (1955) von der Adamski Untertasse im Vergleich zur Darbishire-Untertasse angefertigt hat. Also nicht, wie in der Bildbeschreibung vermutet von Adamski selbst oder von ihm in Auftrag gegeben.

Auch handelt es sich bei dem zweiten Objekt eben nicht um eine von Adamski fotografierte Untertasse, sondern ein Foto des 14-jährigen Schülers Stephen Darbishire. Und schon gar nicht stammen die Skizzen aus deutscher Hand aus dem Oktober 1943! (S. 88)

Natürlich greift Schwede auch den Roswell-Absturz auf und spekuliert, dass es sich ja auch um eine in Deutschland gebaute Flugscheibe gehandelt haben könnte, die in den USA bei einem Testflug abstürzte. (S. 98) In diesem Zusammenhang fragt er sich wer einen Nutzen an dem gefälschten Roswell-Autopsiefilm hätte. Er vermutet eine finanzstarke Organisation im Hintergrund, »die in der Vergangenheit immer wieder falsche Fährten gelegt hat und diese nach kurzer Zeit hat auffliegen lassen, um der Öffentlichkeit zu zeigen: Seht hier, das war ja alles bloß ein Schwindel!« Ob Schwede schon mal daran gedacht hat, dass der Filmproduzent des Autopsiefilms, Ray Santilli, einfach nur Profitgedanken hatte? Weiter vermutet er, dass diese Organisation auch UFO-Forscher und Medien dafür bezahlt, »Lügen und Unwahrheiten unter die Bevölkerung zu streuen«. (S. 10o / 101) Da gleitet Schwede schon in den tiefsten ufologischen Verschwörungssumpf.

Nach über 100 Seiten kommt Schwede endlich auf dreiecksförmige Flugkörper zu sprechen, indem er das Thema der Belgischen UFO-Welle aufgreift. Für ihn sind die beobachteten Flugkörper natürlich Weiterentwicklungen der von den Nazis angeblich entwickelten Fluggeräte und er sieht sie als die Kriegswaffe von Morgen. (S. 119) Für ihn sind der Roswell-Absturz und die Belgien-Welle von Geheimdiensten inszeniert worden »mit dem Ziel an die Öffentlichkeit zu gehen, bevor die Öffentlichkeit dahinterkommt und anfängt sich ihre eigenen Gedanken zu machen«. (S. 147) Weiter geht es mit dem Rendlesham Forest-Fall, in dem wieder mangelhafte Recherchen deutlich werden.

Bei den ganzen von Schwede geäußerten Verschwörungstheorien darf natürlich das Thema Mindcontrol und das Programm »MK-Ultra« nicht fehlen. Für ihn ist sicher, »dass die Erde in den letzten 20 Jahren vor der Außenwelt unbemerkt in ein elektronisches Zuchthaus verwandelt worden ist«, um uns Menschen auf beliebige Weise zu manipulieren. (S. 164) Es wird noch bizarrer: Mittels elektronischer Beeinflussung werden bei Personen, die »gefährliche Wahrheiten an die Öffentlichkeit bringen wollen« schizophrenieähnliche Symptome erzeugt, oder solche, die einen Drogenmissbrauch zeigen, um sie aus dem Weg zu räumen. (S. 166)

Mir fällt es inzwischen immer schwerer, weiter in dem Buch zu lesen und ich fange schon an, den Rest mit rollenden Augen zu überfliegen. Aber die Behauptung, dass »in jeder Verschwörungstheorie auch mindestens 80 Prozent Wahrheit« stecken, ist mir dann doch noch aufgefallen. (S. 172) Eine Seite zuvor bin ich über die falsche Aussage gestolpert, dass es sich bei dem Künstler/Bildhauer und Entführungsforscher Budd Hopkins um einen »bekannten Psychologen« handeln soll. (S. 171) Wieder werden die schlechten Fachkenntnisse des Autors deutlich.

Im Folgenden thematisiert Schwede nochmals den Rendlesham-Zwischenfall, den er »als eine gut oder schlecht inszenierte Show des US-Militärs« hält und »in diesem Fall bewusste Falschmeldungen, also sogenannte ›Fake News‹ in Umlauf gebracht werden«. Natürlich um davon abzulenken, dass es sich bei dem beobachteten Objekt um ein »Antischwerkraft-Luftfahrzeug der USA gehandelt hat«.

Im Kapitel 15 beschreibt er anfangs ein Video, das er im Internet gefunden hat. Es soll ein »Schwarzes Dreieck« zeigen, das einen Strahl zu Boden richtet und den Boden abzusuchen scheint. Leider nennt er nicht die Quelle, so dass man sich nicht selbst ein Bild von dem Film machen kann, den er als »echt« bezeichnet. Dasselbe trifft auf das zweite von ihm benannte Video zu. Auch hier keine Quellenangabe. Unterschlägt der Autor bewusst die Quelle, um eine kritische Diskussion zu verhindern? Cover-up??!!?? ;-)

Zumindest das letzte scheine ich gefunden zu haben. Zu diesem Video, zu dem wieder mal keine glaubwürdige Zeugenaussage existiert, spekuliert der Autor zunächst, dass es möglicherweise von einem Militärangehörigen stammt. Dass es sich auf jeden Fall um ein offizielles Dokument handelt, sieht er darin bewiesen, dass die Aufnahme mit einer Nachtsichtkamera gemacht worden ist. Eine, bei der es sich seiner Ansicht nach um eine »höchst kostspielige Angelegenheit handelt«. Moment… mal eben bei eBay stöbern… ein gebrauchtes russisches Nachtsichtgerät, das sich leicht vor eine Kamera setzen lässt, gibt es für rund 100,– €. Aber unabhängig davon… es wird sich auch hier um ein am Computer hergestelltes CGI-Produkt handeln.

Im folgenden Kapitel widmet sich Schwede der Entstehung von Verschwörungstheorien. Sie entstehen seiner Ansicht nach, weil die Wahrheit, aus welchen Gründen auch immer, verschwiegen wird. Also geben sie, so offenbar der Gedanke des Autors, eigentlich die Wahrheit wieder. Dass z. B. John F. Kennedy vom CIA ermordet wurde, ist für ihn Tatsache. (S. 193)

»Die Wahrheit liegt irgendwo weit draußen«, so der Titel des nächsten Kapitels. Aber nicht nur die Wahrheit, sondern wohl auch Schwedes gesunder Menschenverstand. Er kommt auf das SDI-Programm zu sprechen und vermutet dahinter weit mehr, als die Öffentlichkeit erfahren hat. Darunter auch die Entwicklung der TR-3B ASTRA, einer »dreieckigen Aufklärungsplattform«. Auch darüber werden Tatsachen verschwiegen, unterdrückt und wenn mal doch jemand darüber berichten will, dann wird er mundtot gemacht oder kommt »bei einem Autounfall ums Leben«. (S. 210) Eigentlich müsste der Autor aufgrund seiner Enthüllungen nun auch um sein Leben bangen.

In seine weiteren Ausführungen knallt er eine Behauptung nach der anderen einfach so dahin, ohne eine einzige mal konkret mit einer Quelle zu belegen. So sollen die Lasertechnik, der CD-Player oder die Bildschirme von Smartphones erstmals in der TR-3B erprobt worden sein. (S. 219) Dabei sind diese Technologien und ihre Entwicklung lückenlos bekannt und stammen nicht aus der geheimen Entwicklungsküche einer noch geheimeren »Macht«. Im Folgenden beschreibt er Details der TR-3B, ohne sie belegen zu können. Die hätte sich somit jeder »aus dem Ärmel ziehen können«.

Ich will ja nicht bestreiten, dass sich möglicherweise die Entwicklung eines TR-3B-ähnlichen dreieckförmigen Fluggeräts bereits in unserem Luftraum bewegt. Allerdings sollten mögliche Belege dafür so dargestellt werden, dass die Quellen nachvollziehbar sind und eine kritische Würdigung des Materials möglich ist. So wie Frank Schwede es präsentiert, macht er sich damit unglaubwürdig.

Im Anschluss daran geht es um ein ungeklärtes Verschwinden von Menschen, die, so Schwede, möglicherweise in eine Öffnung des Raum-Zeit-Gefüges hineingesaugt wurden. (S. 230) Klar, dass er dann auch Themen wie das »Montauk-Projekt« oder das »Philadelphia-Experiment« zur Sprache bringt. In diesem Zusammenhang sollten wir uns der Tatsache bewusst sein, »dass nahezu sämtliche Vorlagen einschlägiger Hollywood-Science-Fiction-Klassiker in der Regel auf wahren Tatsachen beruhen«. (S. 237) Oha… abgefahrener geht’s schon nicht mehr. Von der längst geklärten Legende um das Philadelphia-Experiment geht es sprunghaft zur Zerstörung des World Trade Centers am 11. September 2001. Auch hier zieht er alle Register der dazu vorhandenen Verschwörungsgeschichten.

Zum Ende des Buches wird noch einmal deutlich, dass sich Schwede von seinem journalistischen Ehrenkodex verabschiedet hat. Er hält »alternative Netzmedien für wesentlich seriöser und glaubwürdiger« als andere und scheint überzeugt davon zu sein, dass er einen qualitativ hochwertigen Journalismus betreibt. Er sieht sich als einen Netzjournalisten, der akribisch arbeitet und bestimmte Dinge auf den Punkt bringt. (S. 268) Offenbar erkennt er nicht mehr, dass er sich total in die Verschwörungstheorien verstrickt hat und auch nicht mehr in der Lage ist, Behauptungen von Fakten zu trennen. Der eigentliche Gegenstand des Buches, nämlich »Schwarze Dreiecke« oder dreieckförmige Flugkörper kommt viel zu kurz und wird von Frank Schwede nur unzureichend betrachtet. Stattdessen versinkt er mit leichter rechtsideologischer Tendenz in die Tiefen der ufologischen Verschwörungstheorien, deren Inhalte er offensichtlich ominösen Internetseiten entnommen hat.

Frank Schwedes »Das Geheimnis der Schwarzen Dreiecke« ist ein Buch, auf das die UFO-Forschung gut verzichten kann. Es enthält so viel Unsinn, dass ich es UFO-Interessierten nun wirklich nicht empfehlen möchte.
Hans-Werner Peiniger  ∗ ∗ ∗ ∗

279 Seiten gebunden, illustriert, ISBN 978-3947048014, 19,95 €

All-Stern-Verlag
www.all-stern-verlag.com
Rot/Ellwangen, 2017

Quelle: JUFOF Nr. 247, 1/2020: 28 ff
Hier bestellbar